Ehefrau schildert Tatnacht – erste forensische Gutachten vorgestellt

In der laufenden Hauptverhandlung um den tödlichen Raubüberfall in St. Peter-Ording haben in den vergangenen Verhandlungstagen die ersten zentralen Zeugen ausgesagt. Neben der Ehefrau des verstorbenen 99-jährigen Opfers traten weitere Personen in den Zeugenstand, die für die Aufklärung der Abläufe am Tatabend und der Geschehnisse im unmittelbaren Umfeld von Bedeutung sind. Zudem wurden erste forensische Gutachten vorgestellt, die medizinische und kriminaltechnische Fragen klären sollen.

Die Aussage der Ehefrau

Als direkte Betroffene war die Aussage der 79-jährigen Ehefrau von besonderem Gewicht. Sie schilderte, wie sie und ihr Mann am Abend des 11. Januar 2024 von zwei Männern überrascht wurden, die sich unter einem Vorwand Zutritt verschafften. Während sie selbst gefesselt und geschlagen wurde, habe ihr Mann versucht, sie zu schützen. Die Erinnerung an den genauen Ablauf sei aufgrund der Stresssituation und der erlittenen Verletzungen teilweise lückenhaft. Ihre Schilderung diente sowohl der Rekonstruktion des Tathergangs als auch der Einordnung der körperlichen und psychischen Folgen des Überfalls.

Medizinische und forensische Gutachten

Parallel zu den Zeugenaussagen wurden dem Gericht die ersten Gutachten präsentiert. Medizinische Sachverständige erläuterten die Verletzungen des Verstorbenen sowie die Todesursache. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, ob der Tod unmittelbar auf den Stoß und den anschließenden Sturz zurückzuführen ist, oder ob Vorerkrankungen eine Rolle spielten. Forensische Gutachten befassten sich zudem mit Spuren am Tatort, möglichen DNA- oder Faserfunden und der Auswertung sichergestellter Gegenstände.

Reaktionen im Gerichtssaal

Die Staatsanwaltschaft hob die Übereinstimmungen zwischen den Zeugenaussagen und den bisherigen Ermittlungsergebnissen hervor. Die Verteidigung stellte kritisch Fragen zu Erinnerungsgenauigkeit, Sichtverhältnissen und zeitlichem Ablauf. Auch die Interpretation der medizinischen Befunde wurde von den Verteidigern hinterfragt, insbesondere im Hinblick auf die Frage, ob den Angeklagten ein Tötungsvorsatz nachzuweisen sei.

Ausblick auf die weiteren Verhandlungstage

In den kommenden Sitzungen sollen weitere Zeugen aus dem persönlichen Umfeld der Opfer sowie Ermittlungsbeamte gehört werden. Zudem sind ergänzende Gutachten angekündigt, um die technischen und medizinischen Fragen abschließend zu bewerten. Der Prozess bleibt damit in einer entscheidenden Phase, in der die Beweisaufnahme das Fundament für die spätere rechtliche Bewertung legt.

Allgemeiner Hinweis

Zeugen- und Gutachteraussagen bilden oft den Kern eines Strafprozesses. Ihre Auswertung erfordert eine sorgfältige rechtliche Prüfung, um Widersprüche aufzudecken, Zusammenhänge herzustellen und die Glaubhaftigkeit zu bewerten. Für Beschuldigte ist eine aktive Verteidigung in dieser Phase besonders wichtig.